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Aktuelles
 (eng.)

Projekt Gimbie

Übersichtsartikel


Maternity Worldwide wurde von der amerikanischen Organisation “Adventist Health International (AHI)” eingeladen, bei der Entwicklung der geburtsmedizinischen Versorgung in West-Äthiopien zu helfen. Maternity Worldwide hat die Verantwortung für die die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im „Gimbie Adventist Hospital“ in West-Wellega übernommen, die im August 2003 neu eröffnet wurde. Neben der Gründung einer Stiftung für Frauen, die sich eine Behandlung nicht leisten können, stellen wir ausgebildetes Personal für die Abteilung zur Verfügung.

Für unser engagiertes Team ist dies erst der Anfang. Ziel ist der Aufbau eines geburtsmedizinischen Netzwerkes für ganz West-Äthiopien. Das “Essential Obstetric Care Programme” der Weltgesundheitsorganisation WHO bildet hierfür die Grundlage. Unsere Fachkräfte (Gynäkologen, Hebammen, Krankenschwestern/ -pfleger) aus den Industrieländern bringen das nötige medizinische Wissen in die Region und werden Menschen vor Ort in den Bereichen Geburtshilfe und Krankenpflege ausbilden. Im ländlichen geprägten Gebiet von West-Äthiopien wird nach internationalem Standard ein gestuftes Schwangerschafts-Management etabliert. So können die schwangeren Frauen, die medizinischer Hilfe bedürfen, herausgefiltert werden und zur Abteilung für Gynäkologie im Gimbie Krankenhaus überwiesen werden. Dieses Programm wird helfen, die Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen zu senken:

  • Erhöhung der angemessenen Inanspruchnahme medizinischer Hilfe
  • Verbesserung der medizinischen Wissensbasis der Frauen
  • Bereitstellung ausgebildeter medizinischer Fachkräfte
  • Verbesserung der Transportmöglichkeiten zu den medizinischen Einrichtungen

Maternity Worldwide sammelt Mittel für das “Sichere Mutterschaft”-Projekt in Äthiopien. Dies bedeutet vor allem, den Betrieb der gynäkologischen Abteilung in Gimbie weiterhin zu gewährleisten. Die Herausforderungen sind gewaltig. Nur 6% aller Geburten finden mit Assistenz von medizinischem Personal statt. Die Mütter- sterblichkeit ist mit 1,5% extrem hoch. Die genannte Stiftung zur allgemeinen Verbes- serung der gynäkologischen Versorgung finanziert im Krankenhaus Gimbie einen Gynäkologen und Geburtshelfer sowie zwei Hebammen und den Projekt-Leiter.

Eine weitere Stiftung, die von Maternity Worldwide ins Leben gerufen wurde, ist das Notfall-Programm „Sichere Geburt“. Diese Mittel werden verwendet, falls schwangere Frauen für dringend notwendige medizinische Hilfe nicht aufkommen können.

Ein dritter Bereich unseres Engagements ist die Betreuung mehrerer Frauengruppen in Gimbie und Umgebung. Hier werden Frauen in grundlegenden Fragen der Hygiene unterrichtet und zu gesundheitsbewusstem Handeln ermutigt. Sie werden über die neuen medizinischen Möglichkeiten in Gimbie informiert und bestärkt, diese auch zu nutzen. Weiterhin wird versucht, ihnen im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ Chancen aufzuzeigen, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften und mit einem kleinen Betrag auch Verantwortung für das “Sichere Mutterschaft”-Projekt zu übernehmen.

Dr. Shane Duffy war einer der ersten Mitglieder von Maternity Worldwide, der sich vor Ort umschaute: „Es war kaum zu glauben. Bevor ich in Gimbie ankam, dachte ich, auf das Kommende einigermaßen vorbereitet zu sein. Normalerweise arbeite ich in einem betriebsamen Londoner Krankenhaus als Geburtshelfer und dachte, durch die dortige Tätigkeit bereits viel gesehen zu haben. In Gimbie jedoch begegneten mir Umstände, die Sie sich nicht vorstellen können. Ich konnte nicht glauben, dass hier Menschen sterben müssen, weil sie den einen Euro nicht haben für das Medikament, das ihr Leben hätte retten können.

Die Erledigung grundlegender Aufgaben verschlang enorme Mengen an Energie und Zeit. Die Handschuhe, die ich benutze, wurden nicht weggeworfen, sondern gesammelt, gewaschen, im Freien getrocknet und wieder verwendet. Wenn ich jetzt zu meiner Arbeit in London gehe, weiß ich den Wert unserer Ausstattung, auch die Handschuhe, zu würdigen.“

Nach Shane’s Besuch gelang es Maternity Worldwide, die gynäkologische Abteilung in Gimbie zu aktivieren und die lokalen Frauengruppen bekamen mehr Zulauf. Zwei ortsansässige Hebammen wurden für die Arbeit im Krankenhaus eingestellt. Die beiden übernehmen auch pflegerische Aufgaben auf der Frauenstation. Außerdem sorgen diese Frauen für den Kontakt zur lokalen Bevölkerung und insbesondere zu denjenigen, die medizinische Hilfe benötigen. Die Zukunftsaussichten für Gimbie sehen nun etwas rosiger aus. Dafür danken wir allen, die uns unterstützt haben.

 

Sterblichkeit von Müttern - Fakten*:

Jede Minute stirbt irgendwo auf der Welt eine Frau in Verbindung mit Schwangerschaft und Geburt. Mehr als 99% dieser Todesfälle geschehen in den sogenannten Entwicklungsländern und haben große negative Auswirkungen auf die betroffenen Familien und Gesellschaften. Die weitaus größte Zahl dieser Todesfälle könnten mit verbessertem Zugang zu medizinischer Versorgung verhindert werden. Über 60 Millionen Frauen (40% aller Schwangeren) haben medizinische Probleme im Laufe der Schwangerschaft, der Geburt und im ersten Jahr danach. Größere Probleme und einen Bedarf an fortgeschrittener medizinischer Hilfe haben ca. 23 Millionen Schwangere. *World Health Organisation/ UNICEF, 1996

 

Aktuelles

Dr. Ruth Lawson ist Ärztin im öffentlichen Gesundheitswesen und vor kurzem von einem dreimonatigen Aufenthalt in Gimbie zurückgekommen. Sie nutzte die Zeit für eine professionelle Bestandsaufnahme und die Erstellung eines detaillierten Planes für die weitere Entwicklung des Projektes. Unsere zukünftigen Aktivitäten liegen in den Bereichen des Ausbaus und der personellen Ausstattung weiterer Einrichtungen für die minimale geburtsmedizinische Versorgung, der Verbesserung der Transportmöglichkeiten und der Erreichbarkeit dieser Einrichtungen sowie der Ausdehnung des Frauennetzwerkes auf weitere Ortschaften.

Es war eine sehr geschäftige Zeit für Ruth in Gimbie. Nicht, dass sie nur die Planung des Maternity Worldwide Projektes vorantrieb, sie arbeitete außerdem für die Etablierung der „Sichere Geburt“-Stiftung, stärkte die Zusammenarbeit mit anderen NGOs (Nicht-Regierung-Organisation) und Regierungsstellen, entwickelte Prozesse und Protokolle zur Verbesserung und Sicherung der klinischen Versorgung in der gynäkologischen Abteilung in Gimbie und hat begonnen, ein System zur Daten- verwaltung einzurichten.

Ruth hat einen umfangreichen Bericht über die medizinische Versorgung von Frauen und Müttern in West-Wellega (der Verwaltungsbezirk, in dem Gimbie liegt) erstellt. Hier einige Fakten:

Für 2,3 Millionen Einwohner existieren 3 größere gynäkologische Einrichtungen und keinerlei Einrichtungen für die Basisversorgung. Gemäß des Standards der WHO sind für einen solchen Bezirk 4 große und 16 kleine Einrichtungen das Minimum. Dies ist ein Grund, warum nur 6% der Geburten medizinisch betreut werden (können). Die Sterblichkeit dort liegt bei 2,2% (Standard < 1%). Dies liegt zum Teil am (zu) späten Erreichen der Kliniken aufgrund der schlechten Infrastruktur und der mangelnden finanziellen Möglichkeiten der Patientinnen. Noch weit höher ist jedoch die Rate der Todesfälle in den umliegenden Dörfern. Hier bleibt noch viel Arbeit zu tun.

 

Letzte Entwicklungen und Aussichten

Seit Oktober 2005 ist Dr. Ruth Lawson wieder in Gimbie. Neben der Tätigkeit für Maternity Worldwide hat sie auch die Leitung des „Gimbie Adventist Hospitals“ übernommen. Auch Dr. Shane Duffy ist nach seiner Tätigkeit im „Addis Abeba Fistula Hospital“ jetzt für einige Monate in Gimbie als Gynäkologe tätig. Unterstützung erfuhren unsere beiden Mitarbeiter vor Ort durch die Teilnehmer der ersten „Ethiopia Bike Ride Challenge“, die Mitte Oktober mit dem Fahrrad von Addis Abeba nach Gimbie fuhren und so eine enorme Summe für die Unterstützung unserer Arbeit sammelten. Wir sind glücklich, dass sich das Projekt in Gimbie so vielversprechend entwickelt und hoffen, unsere Aktivitäten bald auch auf andere Länder in Ostafrika und andere Regionen weltweit übertragen zu können.