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Aktuelles
 (eng.)

Das Fistel-Projekt

Mehr als 500.000 Frauen sterben jährlich an Komplikationen in Folge von Geburt und Schwan- gerschaft. Damit sind diese Ereignisse, die zu einem "normalen" Frauenleben gehören, in den Entwicklungsländern nach wie vor die Hauptauslöser für den Tod von Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren, wobei das Risiko zunimmt, wenn die Frau arm ist. So stirbt in Westafrika jede zwölfte Frau an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt, in den Industrieländern jedoch nur eine von 4.000 Frauen. In Entwicklungsländern wird im Durchschnitt nur jede zweite Geburt von dafür ausgebildetem Personal betreut, in Südasien sind es jedoch nur 35 Prozent und in Afrika südlich der Sahara 41 Prozent der Geburten.
Zusätzlich zu den Todesfällen treten aber auch noch Komplikationen mit Langzeitfolgen auf. Etwa 2 Millionen von Frauen (vor allem junge und unterernährte) leiden an der Scheidenfistel - einer Geburtsverletzung - die durch zu langen und beschwerlichen Geburtsablauf verursacht wird. Die Fistel bewirkt Inkontinenz und als Folge werden die Frauen oft diskriminiert und aus der Gemeinschaft ausgestoßen.                        
      (Quelle: UN-Weltbevölkerungsbericht)

Maternity Worldwide hat es sich zur Aufgabe gemacht den betroffenen Frauen zu helfen. In entwickelten Ländern sind Scheidenfisteln ein seltenes Problem, da hier den Frauen im Falle von Geburtskomplikationen rasch medizinische Hilfe zuteil wird.
In den ländlichen Gebieten des äthiopischen Hochlandes aber gehört eine medizinische Betreuung während Schwangerschaft und Geburt zu den absoluten Ausnahmen. Daher ist das Auftreten von Komplikationen häufig. Eine Scheidenfistel, die eine unnatürliche Verbindung zwischen Scheide und Blase oder Enddarm darstellt, macht es den betroffenen Frauen unmög- lich ihre Körperausscheidungen (Urin o. Stuhl) zu kontrollieren. Eine Fistel entsteht, wenn der Körper einer Frau zu schmal ist, um ein Kind auf die Welt zu bringen. Bei einer solchen, meist tagelangen und qualvollen Geburt zerdrückt das Baby die unteren Organe der Mutter. Das Gewebe im Mutterleib stirbt ab, es bilden sich Löcher meist zwischen Scheide und Blase oder Rektum, die nicht mehr heilen. Auch das Baby überlebt eine solche Geburt meist nicht. Eine ursächliche Rolle spielen hierbei die körperliche Unterentwicklung der Mütter aufgrund ihres geringen Alters und der chronischen Unterernährung und damit einhergehender körperlicher Unreife.
Neben den körperlichen Beschwerden, die mit einer Fistel einhergehen (Hauterkrankungen, Infektionen), sind es vor allem die psychologische Belastung und die soziale Diskriminierung unter denen die Frauen zu leiden haben. Meist werden sie von ihren Ehemännern verlassen und aus der sozialen Gemeinschaft der Familie sowie der Kommunen ausgeschlossen.

In der Mehrheit der Fälle kann eine Scheidenfistel chirurgisch verschlossen werden. Im „Addis Ababa Fistula Hospital“ (AAFH), das 1974 von dem australischen Ehepaar Dr. Reginald Hamlin und Dr. Catherine Hamlin gegründet wurde, ist auf die Behandlung von Scheidenfisteln spezia- lisiert. Über nationale und internationale Spendengelder finanziert bietet es betroffenen Frauen die kostenlose Behandlung ihrer Fistel an. Um die Frauen zu erreichen wird sogar der Transport aus ihren Dörfern ins Krankenhaus übernommen.
Trotz der Möglichkeit in Addis Abeba eine hochqualifizierte Behandlung durchführen zu lassen, ist es für Frauen aus ländlichen Gebieten noch immer die Regel, dass sie keine medizinische Hilfe erhalten und ihr Leben lang unter den physischen und psychischen Symptomen einer Scheidenfistel zu leiden haben.

Im Jahr 2004 gelang es der dänischen Gynäkologin Dr. Henriette Nielson, Gründerin der dänischen Sektion von Maternity Worldwide, ein chirurgisches Team des „Addis Abeba Fistula Hospitals“ nach Gimbie zu bringen. Dort wurden über den Zeitraum einer Woche Fistula-Opera- tionen durchgeführt und die lokalen Mitarbeiter trainiert.
Bereits im Vorfeld hatte Maternity Worldwide intensiv versucht das Bewusstsein der Bevölkerung und Verwaltung im Gebiet von Gimbie und West-Wellega für die Problematik zu schärfen. Dies- bezüglich wurden:
- öffentliche und private Träger medizinischer Einrichtungen aufgesucht und das dort arbeitende
 medizinische Personal direkt über das Scheidenfistel-Projekt informiert
- auf Treffen mit den lokalen Behörden vereinbart über ihre Kanäle die Informationen an alle 
 medizinisch Tätigen weiterzuleiten
- Frauen und kommunale Gemeinschaften direkt angesprochen und über die Problematik und
 die Arbeit von Maternity Worldwide informiert
- Informationen über die lokalen Radiostationen verbreitet.
So gelang es, dass der Besuch des chirurgischen Team ein voller Erfolg war. In der einen Woche wurden in Gimbie 20 Fistel-Operationen durchgeführt und 5 weitere Frauen wurden nach Addis Abeba ins „Fistula Hospital“ gebracht um dort operiert zu werden. Die behandelten Frauen litten durchschnittlich seit 5 Jahren unter einer Scheidenfistel. Im Einzelfall waren es sogar 17 Jahre, die die Fistel bestand.

Die Frauen und ihre Familien waren für die Hilfe ausgesprochen dankbar. Zum einen gelang es in dieser Woche, die Problematik der Scheidenfistel und die Möglichkeit der kostenlosen Behandlung in Addis Abeba gekannt zu machen, zum andern denken wir, dass unser Projekt dazu beiträgt die Stigmatisierung dieser Erkrankung in Gimbie und West-Wellega positiv zu beeinflussen. Wir rechnen damit, dass sich nun mehr Frauen mit dieser heilbaren Erkrankung in medizinische Behandlung begeben.
 

Bilderzyklus “Addis Ababa Fistula Hospital” - Schicksal einer Fistel-Patientin

Bericht aus dem Deutschen Ärzteblatt